Liebes Tagebuch
für das Wochenende ist ein Pfadranger-Hajk geplant, also eine Wanderung für alle Ranger, die älter als 15 Jahre sind. Leider hat von denen niemand Zeit, sodass das Leitungsteam alleine losziehen will. Adrian meinte vorhin, ich solle zu Hause bleiben, weil ich ja noch viel zu klein sei. Daraufhin sagte ich ihm, dass er mich gar nicht alleine zu Hause lassen kann, eben WEIL ich ja noch so klein sei. Dazu guckte ich ihm mit großen Augen an. "Hmmm... Wenn noch Platz in meinem Rucksack ist, kannst du vielleicht mitkommen.", antwortete er, "Aber das wird kein Spaziergang! Wir gehen zwei Tage lang durch die Sächsische Schweiz, auf schwierigen Pfaden und übernachten in einer Boofe. Und in meinem Rucksack kannst du auch nicht die ganze Zeit sitzen." Das war das Musik in meinen Ohren! Wir Schneeleoparden fühlen und doch in bergigen Gebiete erst recht heimisch. Schwierige Pfade, steinige Kletterstiege und Felsbrocken klingt doch eher nach Abenteuerspielplatz als nach Anstrengung. "Juhuuuuu! Danke, danke, danke!", freute ich mich.
Jetzt packten wir den Rucksack. Damit auch wirklich genug Platz für mich bleibt, räumte ich heimlich alle Sachen wieder aus dem Rucksack raus, von denen ich meinte, dass Adrian sie eh nicht brauchen wird. Also eine Flasche Wasser wird ja wohl reichen und eine Jacke braucht er auch nicht. Schließlich ist er der Teamleiter vom Schneeleopardenteam, da darf ihm gar nicht kalt werden!
Schließlich waren alle Dinge verstaut: Schlafsack, Isomatte, Pullover, Kamera, Esszeug, Kopflampe, eine Wasserflasche, das AZB-Päckchen, sechs Tafeln Schokolade, zwei Packungen Müsliriegel und zwei Planen. Und siehe da: Es war noch Platz! Nun entdeckte Adrian aber seine Jacke. "Hast du die etwa wieder rausgeräumt?", fragte er mich, während er sie hinter dem Sessel hervorzog. Ich schämte mich sehr. "Tut mir leid! Ich dachte, die brauchst du sowieso nicht. Und... Naja... Die braucht auch so viel Platz im Rucksack... Und... Also wenn die Jacke im Rucksack ist, passe ich gar nicht mehr rein, ich möchte aber sooooooooooo gerne mitkommen." Adrian fing an, laut zu lachen: "Haha! Du bist mir ja einer! Ich seh schon, du würdest alles dafür tun, mitzukommen, richtig?" Ich nickte. "Okay, dann sag mir doch bitte, was du noch alles wieder ausgeräumt hast." Auweia... Ob er auch darüber lachen kann, dass seine zweite Wasserflasche wieder in den Kühlschrank gewandert ist? Ich fing an zu stammeln "Hm.. Naja.. Also.. Ähm.. Wenn du morgen früh ganz viel trinkst, brauchst du doch bestimmt unterwegs nicht so viel Wasser, oder?" Adrian seufzte. "Ach Flocke, du musst noch einiges lernen. Wenn du mitkommst, müssen wir uns doch unser Wasser teilen. Dann brauchen wir sogar noch mehr." "Aber gibt es unterwegs keine Flüsse, an denen man die Flaschen neu auffüllen könnte?", erwiederte ich. Adrian gab mir recht. "Okay, dann will ich es so versuchen. Der Rucksack wird auch sonst viel zu schwer. Er wiegt jetzt schon deutlich mehr als er sollte."
Morgen geht es also los. Dann sehe ich zum ersten Mal die Sächsische Schweiz. Ich bin ja so aufgeregt! Jetzt will ich aber trotzdem versuchen zu schlafen.
Gute Nacht!
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