Gestern Abend war das Wetter ziemlich gut. Sternklarer Himmel, nicht besonders kalt und so weiter... Leider hat das nicht über Nacht gehalten. Irgendwann wachten wir davon auf, dass kräftiger Regen fiel. Es zeigte sich schnell, dass unser Lagerplatz nicht vollständig vor diesem Regen schützte. Wir lagen zu viert nebeneinander, also ich mit in Adrians Schlafsack. Auf die Fußenden der Schlafsäcke tropfte das Wasser. Jörn stand auf, nahm seine Isomatte und legte sich an einer zwar schmalen aber dennoch trockenen Stelle unter den Felsen, damit wir anderen uns so schräg legen konnten, dass wir nicht noch mehr Regen abbekommen würden. Unser Tarp, was wir abends zum trocknen ausgelegt hatten, würde nun noch viel nasser sein als gestern.
5 Uhr klingelte Adrians Handywecker. Erstaunlicherweise war sein Schlafsack komplett trocken, selbst an den Füßen. Von den Bäumen tropfte es zwar noch und der Boden war nass, aber auch das Wetter hatte sich gebessert und würde uns wenigstens von oben nicht durchweichen. Für den Marsch zum Treffpunkt hatten wir anderthalb Stunden eingeplant, da wir den Weg nur teilweise kannten und dort auch nicht die letzten sein wollten. Tee zu kochen, alles einzupacken und unsere Flaschen mit frischem Quellwasser aufzufüllen dauerte allerdings deutlich länger als geplant, sodass wir erst 6 Uhr los laufen konnten. Somit blieb uns nur noch eine Stunde für die vier Kilometer. Trotz allem ließen wir uns nicht die Laune verderben, sondern liefen zügig dort hin. Wir fanden den Weg sofort und fanden sogar eine kleine Abkürzung, die das Team direkt vor uns übersehen hatte. So überholten wir das Team und gehörten trotz allem zu den ersten drei Teams. Durch die Abkürzung holten wir sogar die Zeit auf, die wir damit zubrachten, ein Pferd zurück auf seine Weide zu bringen. Das war ziemlich spannend. Einer aus unserem Team kannte sich echt gut mit Pferden aus. Er band einen Strick um den Hals des Pferdes, fütterte es mit einem Apfel und leitete es ganz ruhig zurück von der Straße in die Koppel.
Der Treffpunkt war genau unter einer Brücke. Hier gab es Frühstück, einige Ansagen und anschließend die Bekanntgabe der neuen Koordinaten. Uns wurde gezeigt, wie man mit einer Plane oder einem Poncho sein Gepäck so einpacken kann, dass es auf dem wasser schwimmt und auch nicht nass wird.
Heute durfte unser Team zuerst starten. Unsere Koordinaten wurden überprüft und wir begannen mit der Flussüberquerung. Auf der anderen Seite - in Luxemburg - nahmen wir uns ein paar Minuten Zeit, nochmal im Fluss zu baden. Das Wasser war nicht zu kalt und obwohl es etwas windig war, froren wir nicht. Ab hier ging es steil bergauf. An einer Stelle wussten wir nicht so recht, ob wir noch richtig liefen, mussten also die Karte lange und genau studieren. Einige aus unserem Team nutzten die Pause auch für einen "Spatengang". Während wir noch überlegten, holte uns die nächste Gruppe ein und lief an uns vorbei. Wir beschlossen dann, den selben Weg zu gehen. Kurz darauf erreichten wir eine Stelle, an der dieses Team ebenfalls eine Pause eingelegt hatte. Gut für uns, denn so übernahmen wir wieder die Führung und erreichten die Station, an der es um Notsignale ging. Uns wurde gezeigt, welche Signale es gibt, wie man Flugzeuge auf sich Aufmerksam macht und einiges mehr. Die Koordinaten für den nächsten Punkt mussten wir aus Morsezeichen übersetzen.
Obwohl wir uns ganz sicher waren, den richtigen Punkt eingezeichnet zu haben und auch genau dort zu sein, fanden wir niemanden. Deshalb liefen wir noch ein Stück weiter, bis wir tatsächlich an eine Station kamen. Wir fragten sofort, ob wir eine Station übersprungen hätten, doch das war nicht der Fall. Die zwei Ausbilder erklärten uns an dieser Station einiges über "Erste Hilfe unterwegs" und welche Auswirkungen Zeckenbisse und zu wenig trinken haben können. Jeder bekam einen kleinen Erste-Hilfe-Beutel mit Inhalt und schließlich durften wir zur nächsten Station laufen.
Nach einiger Zeit gelangten wir in einen Ort. Wir wussten, dass wir irgendwo nach rechts müssten, doch fanden keinen Abzweig. Schließlich sahen wir ein Auto, aus dem gerade einige unserer Ausbilder ausstiegen. Sie guckten ziemlich überrascht, als sie uns sahen und auf die Frage, ob wir hier richtig seien, antworteten sie nicht. Das mussten wir schon selbst herausfinden. So liefen wir noch ein kleines Stück weiter, bis uns schließlich klar wurde: Wir laufen in die falsche Richtung. Nicht viel, aber so kommen wir nicht an. Ein Teammitglied entdeckte einen Pfosten, an dem ein "Rettungskreuz" angebracht war. Solche Rettungskreuze haben eine eindeutige Nummer und sind überall in der Region zu finden. Wenn man Hilfe braucht und den Notruf wählt, kann man einfach die Nummer von dem Rettungskreuz durchgeben und kann so viel schneller gefunden werden. Jedenfalls standen hier auch die Koordinaten von dem Punkt, sodass wir sofort ganz genau wussten, wo wir waren. Wir mussten nur ein kleines Stück zurück gehen und fanden etwa dort wo das Auto der Ausbilder stand einen kleinen Weg, der uns direkt zu der nächsten Station führte. Wir waren immernoch die Ersten und die Ausbilder waren sehr, sehr überrascht, als wir fragten, ob das denn schon die nächste Station sei oder ob wir vielleicht eine vergessen hatten. Zuerst wollten sie uns wegschicken, fanden dann aber den Fehler. In ihrer Planung ist eine Station entfallen, dafür gab es eine Andere, doch sie hatten vergessen, die geschätzten Ankunftszeiten der Teams zu aktualisieren. Dadurch haben sie einfach noch nicht so schnell mit uns gerechnet.
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Das Brot war richtig schön weich |
Hier gab es nun eine Doppelstation, doch wir durften noch nicht beginnen. Zuerst sollten wir eine Mittagspause machen. Da das Wetter sehr gut war, hängten wir unser Tarp auf, damit es trocknen konnte. Der Wind trug ebenfalls dazu bei, dass es schneller trocken wurde. Die Mittagspause war echt cool. Da wir das erste Teamwaren, konnten wir uns den besten Platz - in einer kleinen Hütte - aussuchen. Hier packten wir nun unsere EPA-Rationen aus und verteilten auch das restliche Essen. In den EPAs ist auch ein ganz kleiner Kocher mit drin, ein so genannter Esbit-Kocher. Adrian wollte diesen Kocher gerne unbenutzt mit nach Dresden nehmen und beschloss also, die Dosennahrung kalt zu essen. Die anderen Teammitglieder trauten ihren Augen kaum und waren sich einig, dass sie das wohl nicht einmal als Mutprobe hätten machen wollen. Auch ich wollte das nicht haben, als er mir einen Löffel mit dem Zeug anbot. Da aß ich lieber etwas Brot und Gurke.
Die Workshops an dieser Station waren echt cool. Zuerst wurde uns gezeigt, was es für Messerarten gibt und wie man mit einem Schleifstein umgeht. Dort durften wir auch unsere Messer schärfen. Adrians Messer ist jetzt viel schärfer als vorher, selbst sein schleifgerät macht es nicht so scharf wie dieser Schleifstein. Als nächstes machten wir Platz für unsere Nachfolger und besuchten den Geocaching-Workshop. Adrian hatte sogar Monas GPS-Gerät dabei und war aus unserem Team der einzige Geocacher. Während der Ausbilder der einen Teamhälfte das Geocachen erklärte, erklärten Adrian und ich das den anderen. Wir hatten nun die GPS-Geräte und unsere Stirnlampen dabei, denn der Cache liegt in einer Höhle versteckt. Wir fanden ihn sofort und trugen uns ein.
Auch jetzt gab es wieder Koordinaten. Wir packten unser Tarp ein (es war wirklich komplett trocken), verstauten GPS-Gerät und Lampen in unseren Rucksäcken und liefen weiter. An einem Höhleneingang befand sich die nächste Station. In der Höhle sollten wir bis ganz ans Ende klettern, denn dort wären die Koordinaten für das nächste Ziel zu finden, wurde uns gesagt. Wir setzten unsere Rucksäcke ab, rüsteten uns wieder mit unseren Stirnlampen aus und betraten die Höhle.
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In der Höhle |
Es war hier ziemlich eng und es ging immer weiter nach oben. In manchen Löchern, die links und rechts im Felsen waren, hatten die Ausbilder Teelichte gestellt, die die Höhle in ein interessantes Licht tauchten. Schließlich fanden wir die Koordinaten und zusätzlich noch einige Süßigkeiten, von denen wir uns für jeden etwas mitnehmen durften. Zurück im Tageslicht zeichneten wir das nächste Ziel in unserer Karte ein, doch es gab eine Spezialaufgabe: Wir sollten uns den Weg als Kroki aufmalen und dann die Karte in unserem Rucksack verschwinden lassen und nur nach dem Kroki laufen. Dafür bekamen wir 15 Minuten Zeit. Das Kroki war schnell gemalt und wir packten die Karte weg. Da Royal Rangers ehrlich und gehorsam ist, konnten sich die Ausbilder natürlich darauf verlassen, dass wir die Karte auch unterwegs nicht aus dem Rucksack holen würden. Das mussten wir auch nicht, denn schon nach kurzer Zeit kamen wir wieder in die kleine Stadt, wo wir heute schonmal waren. Hier war der Ort, zu dem wir unterwegs waren, sogar ausgeschildert, sodass wir nicht nur die Karte, sondern auch unser Kroki wegstecken konnten. Dass Francesco, unser Niederländer, den Ort schon kannte, vereinfachte es uns noch zusätzlich. So kamen wir auf direktem Wege am Amphitheater an. Es war erst 16 Uhr und die einzige Ausbilderin, die bereits dort war, staunte nicht schlecht. Niemand von dem Ausbilderteam hätte für Möglich gehalten, dass ein Team schon vor 17 Uhr eintreffen würde.
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Käääääsenudeln! |
Wir konnten uns nun eine Höhle aussuchen, in der wir übernachten wollten. Drei Höhlen waren zwar schon für die Mädel-Teams reserviert, wir fanden aber auch eine sehr schöne Höhle nur ein kleines Stück von der großen Versammlungshöhle entfernt. Hier richteten wir uns ein, erkundeten die nähere Umgebung und begannen, unser Abendbrot zuzubereiten. Später sammelten wir außerdem noch Holz für ein Lagerfeuer in der großen Höhle und halfen den Ausbildern, Wasserkanister und anderes Material vom Parkplatz bis zur Versammlungshöhle zu tragen. Adrian sagtr zu mir: "Hey Flocke, du bist doch bestimmt stark genug, um diesen riiiiiesigen Karton zu tragen, richtig?" Ich fühlte mich dreimal stärker als sonst und sagte voller Überzeugung: "Oh ja! Für den brauche ich nur eine Pfote!" Der Karton war nicht besonders leicht für mich, aber ich wollte Adrian unbedingt zeigen, dass er sich in mir nicht getäuscht hatte. Ich schaffte es, den Karton bis zur großen Höhle zu schleppen. Die letzten Meter zog ich ihn über den Boden. "Geschafft!", rief ich stolz und bekam anerkennende Blicke von Adrian und einigen Ausbildern. "Wow, du bist ja echt stark!", sagte sogar Karsten, der Trailleiter zu mir. Was für eine Ehre! Als ich wieder zurück am Parkplatz war, stand dort noch eine Kiste, die genau so aussah. Ich packte sie an und trug sie bis fast zur Höhle. Dort wurde sie mir doch zu schwer, also stellte ich sie ab um etwas auszuruhen. Adrian und einige Ausbilder kamen in dem Moment mit großen Wasserkanistern an mir vorbei. "Ich helfe dir gleich", hörte ich Adrian sagen. Als er die Kanister abgestellt hatte, nahm er die Kiste und sagte zu mir: "Na dann setz dich mal mit drauf, mein kleiner Held. Hast es dir wirklich verdient." Dabei streichelte er über meinen Rücken. Ich schnurrte behaglich und genoss es sehr, den Rest des Weges getragen zu werden. "Was ist in den Kartons eigentlich drin?", wollte ich wissen. "Das sind Brötchen", antwortete der Proviantwart.
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Kochen für die Antilopen |
Für unser Team gab es nun noch eine Spezialaufgabe. Ein Mädel-Team, die Antilopen, hatte sich verlaufen und würde erst sehr spät ankommen. Wir sollten für sie schon das Abendessen vorbereiten. Kocher hatten wir ja eh genug und so kochten wir Wasser und bereiteten schon alles zu. Auch hier waren die Gewürze wieder gut zu gebrauchen. 20 Uhr, also vier Stunden nach unserer Ankunft, trafen die fünf Mädels ein. Sie hatten auch einen kleinen Hund dabei, der Tobi heist. Unsere Höhle war inzwischen auch mit unserer Flagge dekoriert und so bekamen die Antilopen einen herzlichen Empfang mit einer freundlichen Einladung zum Essen.
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Mein Freund Tobi und ich |
Sie freuten sich sehr darüber und schenkten uns zum Dank ihre Keksrolle. Tobi und ich freundeten uns ebenfalls schnell an und er leckte mir sogar übers Gesicht. Hihi... Lustig... Wenn ich mich ganz besonders doll freue, mache ich das auch manchmal bei Adrian. Er findet das zwar nicht so toll, aber wenn ich das mache, ist das schon in Ordnung.
Ach genau! Jetzt wo ich das so schreibe fällt mir auf, dass ich noch gar nicht erwähnt habe, wie unser Team heist! Jedes Team hat ja einen Buchstaben bekommen und wir waren Team D. Zu diesem Buchstaben sollte sich jedes Team dann auch ein Team-Tier aussuchen. Wir einigten uns auf "Dachse". Die Dachse hatten also die Antilopen zu Gast.
Da es bald in der großen Höhle mit dem Abendprogramm weitergehen sollte, nahmen wir die Flagge ab und brachten sie in die große Höhle, in der wir sie an einer Steinsäule befestigten. Dort fand die Abendveranstaltung statt. Es gab eine Andacht, Gesang und schließlich eine sehr skuril-lustige Tschai-Zeremonie. Bei dieser Zeremonie wurde immer und immer wieder in rhythmischen Gesängen "Tschakamalaia Tschakamalaia Tschakamalaia Tschai!" wiederholt. Einer von den ziemlich alten Ausbildern erklärte auf eine sehr lustige Art und Weise gemeinsam mit einem anderen Ausbilder, was es mit der Zeremonie auf sich hat und was in dem Tschai alles enthalten sei. Von Leberwurst, Fischaugen, Haaren und so weiter erzählte er, doch als wir dann an der Reihe waren und unseren Becher füllen ließen, war klar, dass es nur gespielt war. Es war Tee mit Fruchtstücken, Nüssen und einigen Gewürzen, der wirklich lecker schmeckte. Wer wollte, konnte noch am Feuer bleiben und singen, doch unser gesamtes Team entschloss sich, lieber schlafen zu gehen. Jörn hatte noch ein Anliegen: Er hatte einige Zeckenbisse und wollte, dass wir für Schutz vor Krankheiten beten. Das haben wir dann auch getan und sind anschließend todmüde in unsere Schlafsäcke gekrochen und sind eingeschlafen.