So war unser Morgen sehr entspannt. Während sich zwei Teammitglieder um die Heißgetränke kümmerten (nicht alle von uns trinken Kaffee, auch Adrian nicht), bauten alle anderen unser Biwak ab. Fix und fertig schlürften wir also in aller Ruhe unseren Tee und Kaffee, während die anderen Teams hastig zusammenpackten, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Als alle Teams zusammenkamen, wurden die Koordinaten für den nächsten Treffpunkt und einen Durchlaufpunkt bekannt gegeben. Im Abstand von drei Minuten starteten anschließend die Teams, mussten dann zuerst zum Durchlaufpunkt und von dort aus zum Treffpunkt. Unser Team startete als vorletztes Team. Wir liefen nun über die Waldwege zu den geforderten Punkten und erreichten tatsächlich als zweites Team den Treffpunkt, hatten also unterwegs vier Teams überholt. Das fand ich echt toll. Die ganze Zeit über hatten wir natürlich auch wieder unsere Flagge dabei. Am Treffpunkt bekamen wir ein GPS-Gerät, in dem die Koordinaten für unser Mittags-Paket eingespeichert waren. Wir folgten dem Pfeil, fanden aber an der markierten Stelle nichts. Als wir dann zu dem Ausbilder zurückkehrten, gab er und ein anderes GPS-Gerät, in dem dann auch die Richtigen Koordinaten eingespeichert waren. So fanden wir unseren Proviant im nu.
Unsere EPA-Ration |
Besonders lecker war das Essen zwar nicht, aber es half zumindest gegen den Hunger. Auf einem Trangia-Kocher kochten wir wieder heißes Wasser für Kaffee und Tee. Es dauerte sehr lange, bis alle Teams angekommen waren. Es gab schließlich eine Andacht und danach für jedes Team andere Koordinaten. Nachdem wir unseren Punkt auf der Karte ermittelt hatten, ließen wir ihn uns bestätigen und liefen los. Dort angelangt begrüßte uns Ebsam, unser Teamberater. Heute Nacht werden wir hier in der Umgebung unser Lager aufschlagen, bis dahin war aber noch einiges zu tun.
Wasser-Workshop |
Als wir fertig waren, durften wir unser Gepäck hinter die kleine Hütte bringen, da wir heute Abend eh wieder hierher zurückkommen würden. Nur mit den nötigsten Sachen liefen wir nun zur nächsten Station. Zwei von den älteren Rangern erklärten uns hier einiges über Feuer. Da gibt es sooooo viele Möglichkeiten, ein Feuer anzuzünden. Wow. Wir bekamen sogar einen Maya-Stick geschenkt, das ist soein Holz, von dem Adrian schon einige hat. Wenige späne davon reichen schon aus, um mit einem Feuerstahl ein Feuer zu entzünden. Bei der nächsten Station ging es um die AZB-Päckchen, was jeder Ranger stets bei sich tragen sollte. Es gibt ganz verschiedene Arten, sich so ein AZB-Päckchen einzupacken. Einige Varianten wurden uns hier gezeigt. Wir konnten dabei viel lernen und lustig war es auch noch. Vor der nächsten Station mussten wir zuerst ein Paar Minuten warten, bis das vorherige Team dort fertig war. An dieser Station sollte außerdem auch unsere Mittagspause sein. Sehr praktisch, dass es dort um Hajk-Verpflegung ging! Jeder bekam eine Getränkedose geschenkt, aus der wir uns dann einen kleinen Spirituskocher herstellten, nachdem wir sie ausgetrunken hatten. Wir lernten auch noch vieles über PuPro (PulverProviant) und weshalb der so praktisch ist (leicht, kompakt). Eine Kostprobe durfte auch nicht fehlen und so verspeisten wir zu unserem Käsebrot noch eine ziemlich leckere PuPro-Mischung.
Kartenlesen kann ich auch schon sehr gut |
Die letzte Station lag irgendwo mitten im Wald. Auf dem Weg dorthin hätten wir uns beinahe verlaufen, aber wir fanden noch rechtzeitig heraus, wo wir waren, sodass es letztendlich nur ein kleiner Umweg war. An der Station angekommen sahen wir auch gleich, worum es hier ging: Abseilen! Yeah! Zuerst musste man über eine Seilbrücke balancieren, die bis zu einem Baum auf einem etwa 5m entfernten Felsen gespannt war. Dort ging es etwa 10m abwärts. Diese 10m musste man sich abseilen, für die ganz Mutigen wurde sogar angeboten, es kopfüber zu versuchen. Selbstverständlich wollte Adrian es unbedingt kopfüber versuchen. Ich sah zu, wie er deshalb zusätzlich zum normalen Klettergurt auch noch einen Brustgurt anzog und mit einer Bandschlinge zusammenknotete. Er war der Dritte und machte das genau wie die anderen echt gut. Ich seilte mich auch ab, aber nicht kopfüber. Ganz unten landete ich zwar etwas unsanft auf meinem Hinterteil, durch mein Fell bin ich aber zum Glück gut gepolstert, sodass es gar nicht so sehr weh tat.
Jetzt liefen wir wieder zu dem ersten Punkt, wo wir den Wasser-Workshop hatten. Ganz in der Nähe war ein Felsvorsprung, unter dem wir unser Lager einrichten wollten. Dort gingen wir nun hin und richteten uns ein. Es wurde langsam dunkel, als wir uns etwas zu Essen zubereiteten. Es gab Kartoffelbrei, Gemüse und irgendwelchen Fleischersatz aus PuPro. Nachdem da einige von Adrians Gewürzen beigemengt wurden, schmeckte es sogar richtig gut. Inzwischen konnte man nur noch mit Taschenlampen etwas erkennen. Wie gut, dass jeder eine Stirnlampe hat. Nachdem wir abgewaschen hatten, wollten wir schon schlafen gehen, doch Ebsam meinte, wir sollten noch eine Weile wach bleiben. Schließlich kam ein Funkspruch: "Alle Teams müssen sofort zu dem Treffpunkt, an dem es heute die Mittagspause gab!"
Adrian freute sich schon auf die Nachtwanderung, doch die meisten anderen Teammitglieder nicht. Sie wollten schlafen gehen. Immerhin mussten wir außer unseren Taschenlampen nichts mitnehmen. Adrian munterte alle auf, indem er eine Tafel Schokolade aus seinem Rucksack holte und verteilte. Sofort war die Stimmung deutlich besser. Wir setzten uns in Bewegung und kamen als zweites Team dort an. Der Trailleiter Karsten und der Trailwart Vitali saßen mit dem ersten Team in einer kleinen Hütte und redeten miteinander. Nach einiger Zeit waren wir an der Reihe. Hier ging es einfach darum, den Ausbildern mitzuteilen, was gut ist, was verbessert werden könnte und wie es jedem auf dem Trail bisher geht. Besonders haben wir das Ausbilderteam gelobt. Sie halten richtig gut zusammen, sind total freundlich, haben von dem, was sie zeigen auch wirklich Ahnung und können das auch gut verständlich erklären. Karsten bemerkte, dass er sich sehr darüber freut, dass wir als Team ebenfalls so gut zusammenhalten und die Stimmung selbst bei großer Belastung und trotz dem schlechten Wetter noch echt gut ist. Er gab zu, dass es tatsächlich beabsichtigt ist, genau das auf die Probe zu stellen. Spät schlafen gehen, früh aufstehen, tagsüber viel tun, wenig Zeit für Mahlzeiten, besonders Frühstück haben... Da muss ein Team schon wirklich gut zusammenhalten, um keine schlechte Laune zu bekommen oder sogar in Streit zu geraten. Wir bekamen nun zwei Dinge: Eine Rolle Doppelkekse und die Koordinaten und einen Zeitpunkt für das Treffen morgen früh. Auf unserer Karte zeichneten wir nun den Punkt ein. Uff... Bis 7 Uhr sollen wir DORT SEIN? Das Ziel war eine etwa vier Kilometer entfernte Brücke direkt am Grenzfluss nach Luxemburg.
Dann kehrten zu unserem Lager zurück. Dort angekommen bemerkten wir erst gar nicht, dass zwei Teammitglieder fehlten. Erst, als einer der beiden zu unserem Lager kam und so tat als hätte er sich verlaufen, stellten wir erschreckt fest, dass Jörn fehlte. Sofort wollten sich Adrian und noch einer auf die Suche machen, doch da kam er schon angelaufen. Die Beiden wollten nur testen, ob es auffallen würde, wenn sie fehlen und wie lange das dauern würde. Das war ziemlich beschämend für uns. Adrian schlug sofort vor, eine neue Zählmethode einzuführen. Dazu bekam jedes Teammitglied eine Nummer. An jeder Wegkreuzung sollte von eins bis sieben durchgezählt werden und es geht erst weiter, wenn alle da sind. Ab morgen wird es auch noch eine andere Umstellung geben: Sobald sich unser Team auseinanderzieht, also die Schnelleren vorne weg laufen und die Langsameren kaum hinterher kommen, müssen die Hinteren ohne Diskussion nach ganz vorne. Da bin ich mal gespannt.
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