Heute Nacht hat es zwar nicht geregnet, besonders gut geschlafen hatte ich trotzdem nicht. Immerhin durfte ich die ganze Nacht in Adrians Schlafsack sein. Irgendwas muss ich wohl geträumt haben, bei dem ich meine Krallen gebraucht habe, denn Adrian wachte ruckartig auf und griff nach mir. Da bemerkte ich, dass ich ihn wohl versehentlich im Schlaf über den ganzen Oberarm gekratzt hatte. Das tat mir sehr leid und ich bat ihn um Entschuldigung. Es blutete ein klein wenig, aber er nahm einfach sein T-Shirt und wickelte es um seinen Arm, damit der Schlafsack kein Blut abbekommen würde.
Nach dem Frühstück zeigten uns die Ausbilder die Windwasserstrecke und führten uns auch gleich praktisch vor, wie man dort am besten durchkommt. Nun sollte jedes Boot ein mal die Strecke abfahren. Adrian und ich rannten immer nebenher um Fotos zu schießen. Das war ein Spaß! Klausi und er waren schließlich die letzten. Ich war mir erst nicht ganz sicher, ob ich auch mitfahren sollte, doch Adrian versprach mir ein großes Eis, falls wir kentern würden. Nun... Ich habe kein Eis bekommen. Das Wetter war heute echt schön und wir packten unsere Sachen ein, damit wir flussabwärts paddeln können. Wir nahmen die Ranger-Flagge in unserem Boot mit. Über Stromschnellen, ruhiges Gewässer und auch durch enge Stellen gelangten wir zu dem Platz, an dem wir unsere Mittagspause einlegten. Wir aßen alles auf, was in dieser großen blauen bis zum Rand gefüllten Essenstonne drin war, so hungrig waren wir. Als zum Schluss noch Möhren und Frischkäse übrig war, wurde der Frischkäse eben als Dip für die Möhren benutzt.
Nach dem Essen gab es noch eine Wurfsackübung. Danach stiegen wir wieder ein und setzten die Fahrt fort, bis wir an eine Brücke gelangten. Hier wurden die Boote auf einen Hänger geladen und wir fuhren gemeinsam mit den Autos zu unserem nächsten Biwakplatz. Hier gab es noch einige Seminare, wir bauten unser Lager auf und schließlich war es an der Zeit, Abendbrot zuzubereiten. Unser Team hatte leider nur einen einzigen Spirituskocher, sodass die Mahlzeit für fünf Männer und mich erst fertig wurde, als die anderen Teams schon mit ihrem Abwasch beschäftigt waren. Damit es schneller ging, aßen wir nun alle gleichzeitig aus dem Topf. Es war eine Mischung aus Couscous, angebratenen Zwiebeln, 10 Bockwürsten, Tomaten, Mais und Erbsen. Die Mahlzeit war auch gut gewürzt und schmeckte nicht schlecht. Dazu tranken wir Brennesseltee, den Adrian aus zarten Brennesselspitzen zubereitet hatte.
Als wir schließlich auch unser Geschirr abgewaschen hatten, fuhren wir gemeinsam in den Booten ein kleines Stück flussabwärts. Es war schon richtig dunkel. Wir hatten auch die Instrumente dabei und erreichten schließlich eine Stelle im Fluss, an der ein Seil gespannt war. An diesem Seil sollten wir nun hinten unsere Boote festmachen. Vor uns war die Feuerschale mit vier Ketten und Seilen so gespannt, dass sie die Wasseroberfläche nur ganz leicht berührte. Das Boot mit drei Ausbildern fuhr nun vorsichtig zur Feuerschale und entzündete das Feuer. Zuerst sahen wir es nur glimmen, doch dann startete plötzlich ein richtiges Feuerwerk! In unseren Booten sitzend bestaunten wir nun dieses Schauspiel. Mitten in der Nacht, irgendwo auf einem Fluss, vor 17 Royal Rangern in ihren festgemachten Kanadiern, aus einer Feuerschale, die über den Fluss gespannt war stieg ein Feuerwerk auf. Niemand sprach ein wort, so gebannt waren alle von der Atmosphäre. Auch mehrere Minuten nach dem Feuerwerk schauten noch alle auf das Feuer. Schließlich wurden einige Lobpreislieder angestimt, die mit Gitarre und Cajon begleitet wurden. Auf den Lobpreis folgte auch noch eine kurze Andacht, wieder über Leiterschaft. Es wurde inzwischen auch merklich kühler und selbst Adrian war der Meinung, es wäre an der Zeit, in den warmen Schlafsack zu schlüpfen. Diesmal packte er einen Fuß in ein Handtuch und den anderen in einen Pullover ein. Ich kroch ebenfalls wieder in seinen Schlafsack und so wärmten wir uns gegenseitig. Über meine Pfoten hatte ich dicke Socken gezogen, dass ich Adrian nicht versehentlich wieder kratzte. In unserem Biwak übernachtete nicht nur unser vierköpfiges Team, sondern auch noch drei der Ausbilder.
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