Donnerstag, 22. Mai 2014

Zwei Wochen Reise-Action: Etappe 7 - Anfahrt zum NTT

Drei Uhr nachts war es, als Adrian mich wachrüttelte. Er meinte, er habe schon seit 5 Minuten versucht, mich durch kitzeln, rütteln und rufen wach zu bekommen. Er stand auch tatsächlich schon in Kluft vor mir. Sein Onkel erschien auch recht verschlafen in der Zimmertür. Wir aßen etwas Müsli, packten unser Zeug zusammen und dann mussten wir auch schon los.
Am Leipziger Hauptbahnhof trafen wir dann auch gleich drei Ranger aus Wittenberg: Immi, Sam und Rebecca. Mit dem Zug fuhren wir zum Leipziger Messegelände, wo der Ford Transit stand, mit dem wir die etwa 600 Km bis nach Ernzen (an der Luxemburgischen Grenze) fahren würden. Gut gelaunt stiegen wir ein, machten es uns bequem und starteten. Nach knapp einhundert Kilometern stoppten wir an einer Raststelle. Ich fragte sofort, was wir denn hier machen würden. "Wir warten hier auf Tabea, die mit kommt.", lautete die Antwort. Sie kam nach wenigen Minuten und so setzten wir die Reise fort. Weitere 100 Kilometer später erreichten wir Gotha und fuhren von der Autobahn ab. "Wir machen unsere Frühstückspause auf dem Bundescampgelände.", erklärte mir Adrian. Ich freute mich schon sehr: "Da, wo dann im Sommer das Bundescamp ist?" "Ja, habe ich ja eben gesagt...", meinte Adrian mit einem Augenzwinkern. Oh... Hihi... Jetzt habe ich auch gemerkt, dass meine Frage etwas unsinnig war.
Der coolste Platz für eine Frühstückspause auf der ganzen Welt!
Zuerst einen Apfel...
Schon aus weiter Ferne sahen wir das gigantische Kreuz.
...dann einen Keks...
Kurz darauf hielten wir dort an und packten unser Frühstück aus. Es gab Äpfel, Kekse, Brot und eine große Wassermelone, die wir aber dann doch nicht anschnitten. Auf den Bänken vor dem Kreuz hatte man auch eine super Sicht über die Landschaft. Hier gefällt es mir sehr und ich freue mich jetzt noch doller auf das Bundescamp. Adrian kam schließlich auf die Idee, noch ein Gruppenfoto vor dem Kreuz zu machen. Dazu wollte er das Auto als Stativ benutzen. Da es etwas abseits stand, fuhr Immi es etwas näher ran. Doch was war das? Sam fiel auf, dass der rechte Vorderreifen ziemlich platt war. Oh nein! Was nun?! Von dem Foto war nun keine Rede mehr.
...und zum Nachtisch ein --- Platten?!
Wir suchten einen Wagenheber und ob ein Ersatzrad vorhanden war. Tatsächlich fanden wir einen Wagenheber und einen Radmutterschlüssel. Das Ersatzrad war hinten under dem Wagen zu sehen. Jetzt war die Frage, wo der Wagenheber anzusetzen war. Von VW-Bussen wusste Adrian, dass es an der Karosserie verstärkte stellen gab. Wir fanden auch eine etwas dickere Stelle unter der Beifahrertür und Sam begann, den Wagenheber hochzukurbeln, während Rebecca die Radmuttern löste. Der Wagenheber hatte schon fast maximale Höhe erreicht, doch der Reifen stand noch immer auf dem Boden. Mit einem Ruck zogen Sam und Rebecca den Reifen nun ab.
Das Kaputte Rad muss ab
Leider führte das dazu, dass der ganze Wagen plötzlich etwas tiefer lag, denn der Türschweller, an dem der Wagenheber angesetzt war, verheiratete sich soeben mit der Beifahrertür. Außerdem war es nun nicht mehr möglich, einen anderen Reifen anzuschrauben, denn der Wagenheber ging nicht höher und wegnehmen konnte man ihn auch nicht, da das Auto nicht auf den Bremsbelägen stehen darf (die gehen sonst kaputt!). Sehr aufgeregt sahen wir uns nun nach einer Lösung um. Weit und Breit war nur Feld zu sehen. Am Feldrand sahen wir dann schließlich einen Haufen aufgestapeltes Holz. Adrian und zwei andere Ranger liefen nun dort hin und kehrten mit einem längeren Balken und einigen kleineren Hölzern zurück. "Daraus bauen wir nun einen Hebel, mit dem wir das Auto hochheben!", verkündete Adrian.
Wir wissen uns eben zu helfen
Die anderen waren nicht besonders optimistisch, doch es funktionierte erstaunlich gut, sodass der Wagenheber weggenommen werden- und an einer anderen, besseren Stelle angesetzt werden konnte. Damit das Auto höher gehoben wurde, legten wir auch noch einen Ziegelstein unter den Wagenheber. Schließlich stand das Auto stabil und wir wollten uns daran machen, das Ersatzrad zu holen. Nur... Wie bekommen wir das ab? Erst nach einigen Minuten fiel uns ein Loch in der hinteren Stoßstange auf, in das wir den Radmutterschlüssel steckten. Das Ersatzrad war an einem aufgerollten Stahlseil befestigt, das wir durch Drehung abrollten. So senkte sich das Rad bis zum Boden und wir zogen es halb unter dem Auto vor. Warum nur halb? Nunja: Länger war dieses Stalseil leider nicht. Das nächste Problem folgte sofort: Das Stahlseil war am Ersatzrad angeschraubt und unser einziges Werkzeug, der Radmutterschlüssel, war zu groß dafür. Nun blieb uns nichts weiter übrig, als Hilfe zu holen. Tabea, Adrian und ich machten uns auf den Weg zum Siloah-Hof, zu dem das Gelände gehört. Wir trafen zwei Männer, die gerade an einem Traktor schraubten und fragten nach einem passenden Schraubenschlüssel. Dabei erklärten wir unsere Lage und versprachen, den Schraubenschlüssel gleich nach der Reparatur zurück zu bringen. Auf dem Rückweg machten Adrian und ich ein kleines Wettrennen, aber er ist immer noch ein bisschen schneller als ich. Schließlich kamen wir am Auto an und übergaben den Schraubenschlüssel an Immi und Sam, die sich auch sofort an die Arbeit machten. Die Schraube drehte sich. Moment - Die Schraube? Ja... Tatsächlich drehte sich nicht die Mutter von der Schraube ab, sondern die ganze Schraube drehte sich mit der Mutter mit. Wir konnten auch nichts von der anderen Seite gegenhalten weil wir erstens nichts hatten und zweitens der Reifen auch noch halb unter dem Auto lag. "Lasst uns gemeinsam beten!", schlug Adrian vor. Wir dankten Gott nun dafür, dass wir schon so weit gekommen waren, dass wir nicht im Regen stehen, sondern das Wetter sonnig ist, dass wir ein tolles NTT vor uns haben und dass wir keinen Grund haben daran zu zweifeln, noch rechtzeitig anzukommen. Dann baten wir ihn um eine Lösung für unser Problem und sagten "Amen". Wir probierten erneut, die Schraube zu lösen, als wir aus Richtung des Siloah-Hofes ein Auto kommen sahen. Eine Frau stieg aus und fragte, ob sie uns helfen könne. Werkzeug hatte sie keins dabei, aber Sam kam auf die Idee, mit unserem Platten Reifen zum Siloah-Hof mitzufahren um ihn dort aufzupumpen. Gesagt - getan. Es dauerte nicht lange, bis sie zurückkehrten. Aus dem Kofferraum holten sie ZWEI Reifen. Wir wunderten uns ein wenig, doch die Erklärung lies nicht lange auf sich warten. Als sie versuchten, den Reifen mit Luft zu füllen, löste sich das Ventil aus dem Rad! Au weia - Wäre uns das in voller Fahrt auf der Autobahn passiert, hätte das ganz schlimm ausgehen können! Glücklicherweise ist es hier passiert und die freundlichen Leute vom Siloah-Hof haben auch einen Ford Transit mit einem Satz Winterreifen in der Scheune, von denen sie uns eins ausgeliehen haben.
Jetzt kann es endlich weiter gehen!
Wir bedankten uns, schraubten den Reifen an, brachten das Holz wieder zum Holzstapel und folgten der Wegbeschreibung zum Reifenhändler in Gotha. Dort angelangt machte sich der Mechaniker ans Werk und machte in wenigen Minuten unseren Reifen wieder flott. Er überprüfte auch die anderen Reifen. Die Reparatur war sogar richtig preiswert. Nur 20,61€ mussten wir bezahlen. Auch hier bedankten wir uns und brachten den Reifen vom Siloah-Hof zurück. Durch die Panne hatten wir zweieinhalb Stunden verloren. Jetzt durfte absolut nichts mehr schief gehen, wenn wir noch pünktlich ankommen wollten. Tatsächlich konnten wir die letzten 400 Kilometer ohne Pause zurücklegen und kamen 14:08 Uhr an. Hier erfuhren wir auch, weshalb niemand telefonisch erreichbar war: Auf dem Treffpunkt-Gelände gab es keinen Handyempfang oder wenn, dann nur Luxemburgisches Handynetz.

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